BeFunky MotionColor 1 Bildgre ndernBattenberg. Zu den vielfältigen Projekten des „Kulturellen Herbstes“ an der Gesamtschule Battenberg gehörte in diesem Jahr in verschiedenen Klassen der Jahrgangsstufe sieben und acht auch das Theaterstück “Erste Stunde”. Für diese außergewöhnlich eindrucksvolle “Erste Stunde” schlüpft Schauspieler Thomas Hof aus Bad Emstal in die Rolle von Jürgen Rickert. Jürgen kommt neu in die Klasse. Bisher war er immer der „Loser“ und das Mobbing-Opfer, doch heute will er den Spieß umdrehen: er provoziert seine neuen Mitschüler und versucht die Klassengemeinschaft aufzubrechen. Ohne Umschweife fordert Jürgen die gesamte Klasse auf ihn zu schikanieren: „Okay, bringen wirs hinter uns. Ich gebe euch fünf Minuten. Fünf von fünfundvierzig, da könnt ihr nicht sagen, ich wär nicht großzügig. Fünf Minuten, in denen könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt. Aber nur fünf Minuten, das ist der Deal, nicht eine Sekunde länger. Danach will ich meine Ruhe für den Rest der Stunde.“ Die Schüler müssen sich dem Neuen gegenüber irgendwie verhalten und – das ist der Kunstgriff des Stücks – werden dabei eine ganze Schulstunde lang mit sich selber konfrontiert. Die Figur des Jürgen macht das Irrationale, Ungerechtfertigte und Unerträgliche einer Mobbing-Situation für die Schüler wirklich nachfühlbar und ganz hautnah erlebbar. Die Schulklingel bestimmt die Länge des „Dramas“. Ohne Scheinwerfer, Bühnenkante, Requisiten und Maske stehen sich Darsteller und Publikum unausweichlich gegenüber. Diese Nähe macht beide Seiten ungeschützter als im Theater. Die Grenze zwischen Realität und Theater löst sich auf, die Zuschauer werden zu Mitspielern. Die von Jörg Menke-Peitzmeyer geschriebene „Erste Stunde“ ist eine gezielte Provokation und zugleich immer auch ein Risiko. Dafür braucht es einen mutigen Schauspieler. Thomas Hof wird dieser Herausforderung glänzend gerecht. Der 1983 in Leipzig geborene Darsteller spricht nicht nur die Alltagssprache der Schüler, er versteht auch ihre Lebenswelt. Mit viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität gelingt es ihm eine ganze Klasse wirklich zu berühren und jedem einzelnen Schüler den symbolischen Spiegel vorzuhalten. Im Anschluss an diese „Erste Stunde“ standen die Reflexion des Erlebten und unterschiedliche Übungssituationen zum Thema auf dem Stundenplan. Begleitet von den jeweiligen Klassenlehrern und Schulsozialarbeiterin Martina Westermann erarbeitete Thomas Hof gemeinsam mit den Schülern die Strukturen des Mobbings. „Jeder kann ein Opfer sein. Weil jemand etwas kann, wofür ihn andere beneiden. Oder einfach nur, weil er Schuhe mit Klettverschluss trägt. Jeder ist etwas Besonderes. Wenn man will findet man immer etwas“, erklärte Hof. Zuletzt fassten die Schüler das Erlebte in eigenen kurzen Texten zusammen. „Ich habe viel gelernt und weiß jetzt auch, dass man jemanden schon mit komischen Namen beleidigen kann“, lautete das Fazit einer Schülerin. „Ich kann jetzt nachfühlen, wie es ist gemobbt zu werden“, versicherte einer der Jungen. „Mich hat besonders die Erkenntnis beeindruckt, dass die Rolle des Opfers einem wesentlich mehr Intelligenz, Intuition und Überlebensstrategien abverlangt, als das immer gleiche stereotype Verhalten des Täters“, lautete ein anderer Kommentar. Thomas Hof ist als Jürgen Rickert auch an anderen Schulen im Landkreis Kassel, im Schwalm-Eder-Kreis und im Kreis Waldeck-Frankenberg unterwegs. Kontakt: www.hofthomas.de