HNA_FrenzlHelmut Frenzl, Direktor der Gesamtschule Battenberg, geht in den Ruhestand
V O N  T H O M A S  H O F F M E I S T E R
BATTENBERG. Nach über 40 Dienstjahren, davon 25 Jahren als Leiter der Gesamtschule Battenberg, wird Direktor Helmut Frenzl (65) am Dienstag in den Ruhestand verabschiedet. Im Interview mit der HNA zog FRENZL eine Bilanz.
Herr Frenzl, Sie werden am Dienstag in den Ruhestand verabschiedet. Von 180 auf Null – wie geht denn das?

FRENZL: Ich hatte noch gar keine Zeit, so richtig darüber nachzudenken. Schule fordert einen allgemein, speziell als Schulleiter.
Wie viele Stunden hat denn Ihr Arbeitstag?
FRENZL: Das ist sehr unterschiedlich. In der Schule fange ich zwischen 7.30 und 8 Uhr an. Das geht dann am Nachmittag so bis 16 Uhr. Dann fahre ich nach Hause, weil ich dort etwas ungestörter arbeiten kann, und mache dann Vorbereitungen für Konferenzen oder Schul-Elternbeirat.
Wie hat sich der Lehrerberuf in den vergangenen 40 Dienstjahren verändert?
FRENZL: Der Lehrerberuf hat dank der Wechsel in der hessischen Politik mehrere Kurskorrekturen erfahren. Diese waren nicht immer einfach zu verkraften. Wenn sich so ein großes Gebilde wie unsere Schule, vergleichbar mit einem Tanker, in eine bestimmte Richtung eingearbeitet hat, dann braucht der Tanker sehr lange, um wieder auf einen neuen Kurs zu kommen. Das sind, aus meiner Sicht, Energieverschwendungen.

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Wie hat sich Ihre praktische Tätigkeit verändert?
FRENZL: Die Schulleitertätigkeit hat sich aus meiner Sicht noch deutlicher geändert als die im Lehrberuf, weil man den Schulleitern immer mehr Aufgaben übertragen hat, die früher beim Staatlichen Schulamt angesiedelt waren.
Zum Beispiel?
FRENZL: Dienstliche Beurteilungen zu schreiben, Dienstvorgesetzter zu sein, mit all den Dingen, die dazu gehören. Offenes Ganztagsangebot gab es früher nicht. Oder die Schwerpunkte mit bilingualem Unterricht oder Musik, Hilfestellungen bei der Vorbereitung auf die Berufswahl, neue Medien: Da hat sich sehr viel verändert.
Sie sind immer noch gern Lehrer?
FRENZL: Gerne, ja.
Was reizt Sie an Ihrem Beruf?
FRENZL: Der Umgang mit jungen Leuten. Die Frage: Wie kann man, an die sich verändernde Jugend angepasst, erfolgreichen Unterricht gestalten? Vor zehn Jahren hatte kein Schüler ein Handy. Oder denken Sie an PC und Medien.
In Ihrem Gästebuch habe ich gelesen, dass Ihre Schüler mit Respekt beobachten, was für eine Homepage Sie gebaut haben. Was denken Sie, wenn Sie so etwas lesen?
FRENZL: Zunächst mal ist es ja gut, wenn die Schüler so etwas überhaupt wahrnehmen. Wenn man Schulleiter einer Schule ist, die sich im Medienbereich besonders engagiert, dann sollten möglichst viele daran mitwirken. Nicht zuletzt auch der Schulleiter.
Wenn Sie zurückblicken: Was erfüllt Sie mit Stolz?
FRENZL: Stolz ist kein Ausdruck, mit dem ich gut leben kann. Es freut mich, dass es gelungen ist, hier in Battenberg eine Gesamtschule aufzubauen. Und es freut mich, dass heute, bei allgemein rückläufigen Schülerzahlen, unsere Schülerzahlen zunehmen. Ich möchte unsere Initiativen im Rahmen der Berufsfindung besonders hervorheben. Da wird sehr viel gemacht und sehr eng mit den Betrieben kooperiert.
Wie schafft man es, Schüler zu begeistern, damit Sie gern in die Schule kommen?
FRENZL: Sie brauchen erstmal Ressourcen, Sie brauchen Ideen. Heute sind ganz andere Dinge wichtig als in meiner Jugend. Schüler für die Schule zu interessieren, ist für die überwiegende Zahl durchaus gut möglich. Wir haben aber auch Schülerinnen und Schüler, die sich sehr früh verabschieden und uns Sorgen machen. Da bin ich dann wiederum froh, dass wir Schulsozialarbeit einrichten konnten. Das übersteigt die Möglichkeiten, die wir als Lehrer haben, bei weitem.
Eine halbe Stelle Schulsozialarbeit für 923 Schüler: Das ist doch viel zu wenig.
FRENZL: Ja, sicher ist das viel zu wenig. Aber zumindest ist ein Einstieg geschafft. Die Nachbarkommunen bezuschussen uns auf freiwilliger Basis, so dass ich ein bisschen was draufsatteln kann. Aber es reicht immer noch nicht für eine volle Stelle.
Ist eine Schule mit 923 Schülerinnen und Schülern nicht viel zu groß?
FRENZL: Es wird immer so getan, dass kleine Systeme für die Schüler angenehmer seien unter dem Aspekt des Wohlfühlens. Am meisten besorgt sind die Eltern – besonders die Mütter. Aber spätestens nach einer Woche haben sich die Schüler hier eingelebt. Es geht auch darum, wie Lehrer mit Schülerinnen und Schülern umgehen. Ich denke, dass der Großteil unserer Lehrkräfte ein Händchen dafür hat.
Die Zehn-Millionen-Renovierung der Schule ist gerade abgeschlossen. War es Ihnen ein wichtiges Anliegen, den Umbau zu Ende zu bringen?
FRENZL: Mit Sicherheit. Man hat ja gesehen, dass die 1974 erstmals bezogene Schule in vielen Bereichen „abgewohnt“ war. Jetzt haben wir von der Gebäudeseite und von der Ausstattung eine Schule, die wohl in Hessen nicht so oft wiederzufinden ist.
Ist über Ihre Nachfolge als Schulleiter entschieden?
FRENZL: Leider nein. Es hat drei Ausschreibungen gegeben. Bis jetzt ist nicht erkennbar, wie es weitergeht.
Was haben Sie sich für den Ruhestand vorgenommen?
FRENZL: Es wird erst mal eine Phase des Absackens geben. Natürlich stehen Reisen und Segeln auf dem Programm. Auf der anderen Seite möchte ich auch geistig noch gefordert sein. Ich möchte mich weiterbilden und an der Uni Marburg Vorträge halten. Dabei geht es um Neue Medien.
Gehen Sie auch mit einem weinenden Auge?
FRENZL: Mir werden bestimmt viele Dinge fehlen: Die Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, mit Schülern und Eltern. Von der Idee des Udo-Jürgens-Songs, dass mit 66 das Leben erst anfängt, bin ich momentan noch nicht erfasst.

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