Battenberg. Geschichte zum Anfassen und interessante Hintergrundinformationen zur Entstehung des Buches „Auch dunkle Wolken ziehen vorüber“ gab es bei einer öffentlichen Veranstaltung des Geschichtsvereins Battenberg im alten Rathaus. Die aus den USA nach 70 Jahren in ihre alte Heimat zurückgekehrten jüdischen Gäste Werner und Henny Neuburger sowie Hannelore Dreifus kamen mit vielen Battenbergern ins Gespräch. Das Interesse war so groß, dass einige der etwa 100 Zuhörer auf der Treppe Platz nehmen mussten.
Spannend und detailreich hat Werner Neuburger erzählt, was er als elfjähriger Junge erlebt hat. Vom Tod des Vaters und der Tatsache, dass seine Familie auf dem Weg zum Friedhof mit Steinen beworfen wurde. Aber auch von dem Umzug nach Frankfurt und wie er als Junge mit dem Fahrrad einem Feuerwehrauto zur brennenden Synagoge folgte. Geschockt habe er registriert, dass die Feuerwehrschläuche nur auf die angrenzenden Häuser gerichtet wurden, während das jüdische Gotteshaus niederbrannte. „Viele haben zugeschaut. Ich konnte das nicht verstehen“, berichtete Neuburger. Auch vom Kindertransport nach England und der Schiffsreise in die USA erzählte Neuburger. Die Stimme brach ihm, als Neuburger voller Stolz berichtete, dass er bei den Pfadfindern in New York als ganz neues Mitglied die Fahne tragen durfte, während der bei der Hitlerjugend und beim Jungvolk in Battenberg nie mitmarschieren durfte: „Ich habe mich immer gefragt, was mit mir los war.“
Rüdiger Richter von der Buchhandlung Hykel berichtete, wie er im Herbst 2005 auf Werner Neuburgers Buch aufmerksam geworden war, das Marie-Luise Hinrichs und Christel Kahler dann Stück für Stück übersetzten - in enger Abstimmung mit Jürgen Hübner vom Geschichtsverein und Autor Werner Neuburger. „Es wurde nicht darüber gesprochen. Alle haben sich sehr geschämt“, sagte Christel Kahler. Betroffen habe sie festgestellt, dass „ich zwei Jahre meines Lebens nur 50 Meter entfernt gewohnt habe“.
Willi Hof, dessen Vater das Haus der Familie Neuburger gekauft hatte, meldete sich zu Wort um klarzustellen, dass seine Mutter deutlich mehr als 5000 Reichsmark für das Haus bezahlt habe. Weitere Raten seien auf ein Sperrkonto geflossen. Die Familie Neuburger habe dieses Geld leider nicht erhalten, sagte Hof.
Sprachlos war der wortgewandte Werner Neuburger, als ihm ein ganz besonderes Geschenk überreicht wurde: Eine Kopie des Reisepasses seines Vater Louis. Stadtarchivar Dr. Horst Hecker hatte das Original im Marburger Staatsarchiv gefunden.
Begegnung mit Schülern
Karl-Hermann Völker, der Vorsitzende des Frankenberger Geschichtsvereins, machte den Stellenwert von Zeitzeugen deutlich. Es gebe nur sehr wenige Stimmen über die Zeit des Nationalsozialismus. „Wir haben oft mühsam versucht, Menschen zu finden, die bereit waren, darüber zu sprechen“, sagte Völker. Als besoders wichtig empfindet es der pensionierte Pädagoge, „dass Sie auch mit Schülern sprechen“. Begegnungen in der Edertalschule und in der Gesamtschule Battenberg sind für diese Woche vorgesehen.

 

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