blindOhne Augenlicht im Alltag zurechtkommen - Besuch in der Blindenstudienanstalt
Wie blinde Menschen lernen und im Alltag zurechtkommen, darüber erkundigten sich Schülerinnen in der Blindenstudienanstalt Marburg.
Wenn Thorsten Büchner zu Besuch bei seiner Mutter ist, hat sie Angst, wenn ihr Sohn in die Stadt geht, obwohl er schon 30 Jahre alt ist. Denn er ist seit seiner Jugend blind.
So wie Thorsten sind in Deutschland laut Weltgesundheitsorganisation WHO 145 000 Menschen blind und 500 000 sehbehindert. Der Unterschied zwischen Blinden und Sehbehinderten ist, dass blinde Menschen mit Hilfsmitteln (Brille, Kontaktlinsen) weniger als zwei Prozent und Sehbehinderte mit Hilfsmitteln weniger als ein Drittel sehen können.
Vom Lernen her gibt es auch Unterschiede. „Da ich früher noch sehen konnte, weiß ich noch ungefähr, wie Farben aussehen“, erzählte uns Thorsten. Isabella Brawata, die von Geburt an blind und in der Blista (Blindenstudienanstalt Marburg) aktiv ist, berichtet: „Ich habe Farben wie Vokabeln gelernt. Bei der Farbe Rot denke ich an Wein, Feuer und Liebe und bei Pink weiß ich, dass es eher eine Mädchenfarbe ist. Der Alltag ist nicht leicht, doch mit Hilfen haben wir gelernt, damit umzugehen.“
Die wichtigsten Hilfsmittel sind mit Abstand die Blindenschrift, die im Jahr 1825 von Louise Braille entwickelt wurde, und der Blindenstock. Auf die Frage, wie sie E-Mails lesen könne, antwortet Isabella Brawata: „Dafür braucht man keinen speziellen Computer, denn es gibt ein Programm, das Texte vorliest. Probleme gibt es halt bei Webseiten, die viele Bilder enthalten, wie zum Beispiel SchülerVz.“.
Wie mit dem Computer oder der Blindenschrift umzugehen ist, wird in einer Blindenschule, wie zum Beispiel der Carl-Strehl-Schule (welche zur Blista gehört), gelehrt. Für Blinde gibt es die gleichen schulischen Möglichkeiten wie für sehende Schüler, indem der Lernstoff individuell an den Schüler angepasst wird; „In den Klassen sind maximal sechs bis sieben Schüler, die vom Verhalten aber genauso sind wie sehende Schüler, was das Schummeln bei Arbeiten auch beinhaltet“, sagte uns Herr Werth, ein ehemaliger Lehrer der Blista.
Nach dem Schulabschluss haben Blinde eingeschränkte Möglichkeiten in der Berufswahl. Früher war es jedoch einfacher einen Beruf zu finden, da heutzutage viele handwerkliche Arbeiten häufig durch Maschinen ausgeführt werden. In Deutschland haben laut WHO derzeit von 33 000 Blinden nur 11 000 einen Arbeitsplatz.
von Pia Pöllmann, Katharina Huft, Jenny Naumann, Klasse G8a, Gesamtschule Battenberg